Barranco Oscuro

Sierra Contarviesa - Andalusien

Barranco Oscuro, das Weingut der Familie Valenzuela, liegt, eingebettet in die Sierra Contraviesa in den andalusischen Alpujarras, gut 1000 Meter hoch über dem nahegelegenen Meer. Die Gegend ist bis zum heutigen Tage abgelegen, wild und wüstenartig. Mit ein Grund, warum Sergio Leone nicht unweit davon (in der Desierto del Tabernas) den Showdown für seinen Spaghetti-Klassiker Spiel mir das Lied vom Tod drehte.

Ähnlich wie in Leones fiktiver Bahnstation Sweetwater sieht es auch rund um den realen Ort Barranco Oscuro aus: der Boden ist braun, sandig und von Felsen durchbrochen, der Himmel fast immer wolkenlos und strahlend blau. Anders jedoch als in Leones großem Western prägen nicht vereinzelte Kakteen die Vegetation, sondern kleine, gedrungene und (aufgrund des chronischen Wassermangels) weit voneinander entfernt gesetzte Rebstöcke. Die pflanzte Manuel Valenzuela während der 1980er Jahre sukzessive in die Hänge rund um sein Anwesen, das er 1979, nach langen Wanderjahren durch die Großstädte Spaniens erworben hatte. Manuel kam in den 1940er Jahren als vorletztes von insgesamt neun Kindern am Fuße der Sierra Nevada in einer bäuerlich geprägten Familie zur Welt, die ihn zum Studium nach Madrid schickte. Er wurde Chemiker, zog nach Frankreich und später nach Barcelona um, ehe er Ende der 70er-Jahre beschloss, der Stadt und der Chemie den Rücken zu kehren und wieder Bauer zu werden.  

31 Rebsorten 

Zu Barranco Oscuro (die dunkle Schlucht) gehörten damals mehrere Hektar mit Mandelbäumen, die in die wellenförmig dahinlaufenden Hänge gepflanzt worden waren, nachdem die Reblaus die gebirgige Welt der Alpujarras erobert und den Reben den Garaus gemacht hatte. Manuel hatte wenig Lust auf Mandeln und begann das Terrain wieder mit Reben zu bestocken, wobei er neben alte Sorten der Gegend (Vigiriega, Pedro Ximenez, Montùa, Moscatel, Tintorera) auch die wichtigsten nationalen (Tempranillo, Garnacha) und internationalen (Syrah, Pinot Noir, Viognier, Riesling, Cabernet Sauvignon, Merlot) setzte. 1984 füllte er seinen ersten Wein, 1985 war er bereits so gefestigt in seinen Ansichten und Herangehensweisen, dass er beschloss seine Weine auch zu verkaufen und 1987 startete er mit den ersten reinsortigen Versionen, die ihn weit über die Alpujarras hinaus bekannt machten. 

Bio seit 79 

Manuel, der seit Jahren tatkräftig von seinem Sohn Lorenzo und dessen Frau Luisa unterstützt wird, hat vom ersten Tag seiner Weinbauerntätigkeit keinen Zweifel daran gelassen, dass er von konventioneller Bewirtschaftung absolut gar nichts hält. 

Seine Böden und Reben haben folglich niemals Pestizide & Co zu spüren bekommen und sehen auch seit vielen Jahren keinen Dünger mehr. 

Die Erträge sind gering, was zum einen mit dem spärlichen Niederschlag und andererseits mit der Höhe zu tun hat. Das nahe Meer übt seinen Einfluss vor allem im Sommer aus, wenn sich gelegentlich Wolken hinauf in die Sierra verirren und die Felder am Morgen mit Tau und Feuchtigkeit überziehen.  

Luz - die Bedeutung von Licht 

Die Weingärten der Valenzuelas liegen fast durchwegs 1000 Meter und mehr über dem Meeresspiegel, was Konsequenzen zeitigt. So haben die Weine eine für den Breitengrad (man befindet sich auf der Höhe von Tunis) erstaunliche Säure. Doch nicht nur das. Auf über 900 Metern Höhe verändert sich auch das Licht massiv, wird intensiver und führt zu einer veränderten Photosynthese, was wiederum Auswirkungen auf die Pflanze, die Traubenhaut, das Fruchtfleisch und letztlich auf die Aromen hat.  

 All diese Komponenten machen sich naheliegenderweise in den Weinen bemerkbar, von denen die Valenzuelas eine ganze Menge haben. Neben einer Handvoll Klassiker (dem Pino Rojo, Brut Nature, Varetuo, Tres Uves, dem 1368 oder dem Rubiyat) ergänzen fortwährende Experimente das Sortiment. Dabei geht man völlig undogmatisch vor, probiert aus, was einen in den Sinn kommt und scheut nicht davor zurück, Erwartungshorizonte radikal zu unterminieren. Gemeinsamer Nenner ist lediglich der Verzicht auf jegliche Additiva - den Valenzuelas geht es immer darum, der Ausdruckskraft ihres Terrain und ihrer Sorten das letzte Wort zu überlassen und sich selbst so weit wie möglich aus dem Spiel zu nehmen.